Das Haus der Begegnung hat eine spannende Geschichte. 1955 wurde es eingeweiht und war über Jahrzehnte Anlaufpunkt der internationalen Ostpriesterhilfe und von „Kirche in Not“, die sich in den Zeiten des „eisernen Vorhangs“ vor allem der osteuropäischen Priester und ihrer Gemeinden annahmen. Große Kongresse katholischer Würdenträger wurden hier abgehalten.
Aber hier standen auch die Garagen für die „Kapellenwagen“ und es lagerten Hilfsgüter, die zur geistlichen und materiellen Unterstützung der im kommunistischen Machtbereich lebenden Bevölkerung in ganz Osteuropa eingesetzt wurden.
1991 wurde das Haus von der Stadt Königstein gekauft und das Ringen um die Halle begann – das mit der energetischen Sanierung und der Wiedereröffnung 2012 ein glückliches Ende fand und damit den Beginn einer neuen Ära des Hauses der Begegnung begründete.
In den folgenden Artikeln wollen wir
- einen Blick auf die Anfänge werfen
- die Baumeister kurz darstellen
- die jüngsten Entwicklungen auch aus der interessanten kommunalpolitischen Sicht skizzieren (Reden von Manfred Colloseus und Stadtverordnetenvorsteher Robert Rohr)
- und das HdB als „Green Building“ vorstellen
So fing alles an
Königstein ist durch die sogenannten Königsteiner Anstalten nach dem Zweiten Weltkrieg weltweit bekannt geworden. Zunächst in Kreisen von rund acht Millionen katholischer Heimatvertriebener aus dem Osten, für die das Priesterseminar und die Schule des Albertus-Magnus-Kollegs seit 1946 nach Kardinal Joseph Frings „zum Vaterhaus der Vertriebenen“ wurden. Seit 1952 trafen sich Hunderte von Fachleuten aus vielen Ländern zu den Kongressen „Kirche in Not“. Im gleichen Jahr wurde in der Kollegskirche die Statue der Mutter der Vertriebenen geweiht, die seitdem viele Pilger anzog.
Anlässlich des Kongresses „Kirche in Not“ des Jahres 1954 fand die Grundsteinlegung des „Hauses der Begegnung“ statt. Prälat Dr. Adolf Kindermann nahm gemeinsam mit dem Generalabt der Prämonstratenser, Hubertus Noots aus Rom, die Weihe des Grundsteines vor, der eine lateinisch abgefasste Urkunde mit folgendem, hier ins Deutsche übersetzten, Text enthält: „Im Marianischen Jahr 1954, angesichts der immer mehr wachsenden Verfolgung der Kirche durch ein atheistisches Regime, haben Völker, die in brüderlicher Liebe sich fanden, auf dem Grunde, der Christus ist, dieses Haus zum Zeichen der Einheit in Liebe errichtet“.
Am 15. September 1955 wurde das „Haus der Begegnung“ eingeweiht, das Jahrzehnte hindurch neben dem Albertus-Magnus-Kolleg ein Zentrum der Ostarbeit wurde und zum Kristallisationspunkt aller katholischen Bemühungen um die Flüchtlinge. Die feierliche Einweihung nahmen Kardinal Joseph Frings als Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz und Hoher Protektor des gesamten Flüchtlingsproblems und der in Königstein unvergessene „Speckpater“ Werenfried van Straaten vor.
„Dieses Bauwerk ist schon heute, da die letzten Bauhandwerker noch tätig sind, nicht mehr toter Stein, es lebt bereits, man spürt den Geist der Königsteiner Anstalten, die in den kurzen Jahren ihres Bestehens zu einem geistigen Zentrum geworden sind, dessen Ausstrahlungen weit über die Grenzen Europas hinausreichen“ ist eine der vielen unvergessenen Aussagen anlässlich der Eröffnungsfeier.
Damals und heute
Die Baumeister des HdB
Konzipiert wurde das Haus von dem Frankfurter Architekten Hans Busch. Die künstlerische Gestaltung lag in den Händen des bildenden Künstlers Jupp Jost aus Hattersheim. Beide haben in der Nachkriegszeit häufig gemeinsam gewirkt und Sakral- und Profanbauten geschaffen.
Hans Busch
Der 1911 geborene Hans Busch studierte von 1930 bis 1936 an den Technischen Hochschulen in Darmstadt und Stuttgart. Nach seinem anschließenden Wirken in einem Architekturbüro, Kriegsdienst und Gefangenschaft machte er sich 1946 selbständig. Zunächst waren seine Betätigungsfelder die Beseitigung von Kriegsschäden und Wiederaufbauarbeiten. Schon bald übernahm er für das Bistum Limburg verantwortlich Baumaßnahmen. Neben 30 Kirchenneubauten und der Sanierung historischer Kirchen entstanden unter Busch eine Vielzahl von Gemeindezentren und Kindergärten. Zu seinen Werken zählen das Tagungshaus „Nothgottes“ im Rheingau, die katholischen Jugendbildungsstätte Kirchähr im Gelbachtal und in Hofheim das „Vincenzhaus“, ein Heilpädagogisches Institut. In Frankfurt zeichnete er für das „Haus der Volksarbeit“ im Unterweg verantwortlich.
Bemerkenswert: Die erste Kirche, die nach dem Krieg in der Diözese Limburg nach Plänen von Hans Busch entstand, ist St. Michael im Königsteiner Ortsteil Mammolshain. Ein weiteres seiner Werke ist die am 30. November 1949 geweihte „Notkirche“, die später als Kollegskirche bekannt wurde. Unter Buschs Anleitung wurde die ehemalige Sport- und Lagerhalle des Reichsarbeitsdienstes auf dem Kasernengelände unter aktiver Mithilfe der Theologen zum Gotteshaus umgebaut. Der Höhepunkt der Bautätigkeit Hans Buschs in Königstein ist und bleibt das Haus der Begegnung, auch wenn unter seiner Federführung die am 15. November 1966 geweihte Bischof-Neumann-Schule entstand.
Jupp Jost
Ein Name, der in Königstein bis heute einen guten Klang hat, ist der von Jupp Jost. Jost hat als Grafiker, Bildhauer und Innenraumgestalter gewirkt und dabei Kunstwerke geschaffen, die weit über unsere Region hinaus Beachtung erlangten. Dies gilt ohne jede Frage für die „Königsteiner Engel“ am Haus der Begegnung.
Der am 13. November 1920 in Hattersheim am Main geborene Künstler absolvierte in den Jahren 1938/39 ein Studium an der Hochschule für bildende Künste (Städelschule) in Frankfurt am Main. 1943/44 setzt er als Schüler der „Förderklasse für bildnerisches Gestalten“ der Stadt Osnabrück seine Ausbildung fort. Die große Vielfalt seines künstlerischen Schaffens in Malerei, Glas, Mosaik, Gus und Edelstahl, verbunden mit Gemäldeausstellungen im In- und Ausland, prägten das Werk des Künstlers. Ab 1976 übernahm er zudem eine Lehrtätigkeit an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Fachbereich Bildende Kunst. Jupp Jost war Mitglied des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler und der Gruppe 50 Wiesbaden.
Zurück zum Haus der Begegnung, das künstlerisch von Jupp Jost geprägt wurde. Durch eine farbige Deckenkonstruktion und die Gestaltung der 33 Meter langen imposanten Glasfassade, zum Burgberg und den westlichen Ausläufern des Taunuskamms hin ausgerichtet, erhielt der große Veranstaltungssaal sein besonderes Flair. Die außergewöhnliche Charakteristik des Raumes erzielte Jost durch die zum Teil farblich zart getönten Scheiben und die dadurch hervorgerufene Lichtbrechung.
Berühmt geworden sind aber in erster Linie die Sgraffiti der beiden apokalyptischen Engel. Der Engel mit der Posaune als Bote der Hoffnung schmückt die Hauptfassade. Der zweite Engel mit der Fackel ziert an der Bischof-Kaller-Straße die Seitenfassade.
Es soll nicht versäumt werden, kurz auf weitere interessante Arbeiten Jupp Josts hinzuweisen. Ein künstlerisches Kleinod findet sich in der Kollegskirche, ein Mosaik das den hl. Albertus Magnus zeigt. In der Pfarrkirche St. Michael Mammolshain gestaltete Jupp Jost 1966/67 den Chorraum. In Schloßborn befindet sich in St. Philippus und Jakobus ein modernes Altarbild, das 1958 entstand. Manfred Colloseus
I have a Dream
Rede zur Wiedereröffnung vom 1. Vorsitzenden des Fördervereins,
Manfred Colloseus
„I have a Dream – Ich habe einen Traum“, wer kennt sie nicht, diese Kernaussage der historischen Rede des bekannten schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King.
Martin Luther King hielt seine visionäre Ansprache am 28. August 1963 vor 250.000 Menschen der Bürgerrechtsbewegung am Lincoln Memorial in Washington D.C. Er forderte Freiheit und Gleichheit für die afroamerikanische Bevölkerung der USA.
Einen Traum, eine große Vision hatten auch Prälat Dr. Adolf Kindermann und Pater Werenfried van Straaten, ein Europäer der ersten Stunde.
Erinnern wir uns: Nach Kriegsende strömten Millionen vertriebener Menschen aus dem Osten des Deutschen Reiches Richtung Westen. Unterstützt von Königsteins Bürgermeister Hubert Faßbender und dem katholischen Pfarrer Aloys Geis wurden die Königsteiner Kasernen ab 1946 unter Bischof Maximilian Kaller und Prälat Dr. Adolf Kindermann zum Vaterhaus heimatloser Priester, Theologiestudenten und Jugendlicher.
1948 kam der Niederländer Pater Werenfried van Straaten erstmals nach Königstein. Er erkannte sehr früh die Notwendigkeit, Europa zu einen und drückte es mit folgendem Zitat einmal so aus: „Wir alle fahren auf einem Schiff und dieses Schiff heißt Europa! Wir Ausländer fahren noch in der Luxuskabine, die Deutschen im Zwischendeck oder gar unten im Schiffsraum. Aber das ist alles gleichgültig, wenn das Schiff leck ist. Und das Schiff Europa ist leck. Da heißt es: Die Ärmel hochkrempeln und pumpen, sonst gehen wir alle unter, ganz gleich wo wir stehen.“
Sehr schnell spalteten sich die Alliierten nach dem Krieg in zwei Lager. Der „Eiserne Vorhang“ zwischen Ost und West verlief mitten durch unser geschundenes Land. Die Konfrontation spitzte sich zu und fand 1950 im Koreakrieg einen ersten Höhepunkt, der auch in Europa die Kriegsangst schürte. Das menschenverachtende atheistische System unterdrückte zudem zunehmend das Christentum.
Das war der Zeitpunkt, von dem vom Königsteiner Haus der Begegnung aus mit den Kongressen „Kirche in Not“ das Fenster der Versöhnung zum Osten über Jahrzehnte hinweg weit geöffnet war. Heute kann man rückblickend sagen: Nicht nur ein Traum, sondern eine Erfolgsgeschichte!
Auch wir haben immer wieder Träume. Einer meiner Träume war der Erhalt des Hauses der Begegnung. Ein Haus, das aus seiner Geschichte heraus für Begegnung und Verständigung zwischen Religionen und Kulturen vieler Völker steht. Zugegeben – ein Traum, dessen Verwirklichung sehr, sehr teuer geworden ist, viele sagen unverantwortlich teuer. Ein Traum, der über einen langen Zeitraum hinweg unsere Stadtkasse und damit uns Bürger extrem belasten wird.
Trotzdem danke ich allen, die den Mut aufbrachten, dieses Haus aus den unterschiedlichsten Beweggründen heraus zu erhalten. Sei es ein tiefes Geschichtsbewusstsein, verbunden mit der Absicht, ein Architekturdenkmal der Nachkriegszeit zu bewahren oder der Wunsch, für die Kernstadt Königstein endlich ein attraktives Veranstaltungshaus und eine Begegnungsstätte für die Vielfalt unseres kulturellen Lebens anzubieten.
Viel Häme und Spott war häufig der Lohn für die Verantwortlichen!
Aber, das Werk ist gelungen! Und deswegen danke ich allen Beteiligten, und das darf an dieser Stelle auch einmal gesagt werden, ihnen sehr geehrter Herr Bürgermeister Helm mit ihrem Team, für ihr ungebrochenes Stehvermögen.
Lassen Sie es mich in Erinnerung rufen. Fast 1.500 Bürger hatten in einer Unterschriftenaktion das Bürgerbegehren des Vereins für Denkmalpflege zum Erhalt des Hauses unterstützt. In einer harten, aber letztendlich fairen Auseinandersetzung haben sich die seinerzeit politisch Verantwortlichen mehrheitlich pro Haus der Begegnung entschieden. Für einige eine sehr, sehr mutige Entscheidung. Auch das muss hier erwähnt sein und darf und soll nicht vergessen werden.
Wir vom Förderverein Haus der Begegnung waren und sind der Meinung, dass eine Unterschrift auf einer Liste eine Sache ist. Aber, wir Bürger müssen dann auch im Rahmen unserer Möglichkeiten Flagge, ja Bürgersinn zeigen. Deshalb haben wir den Förderverein gegründet. Und wir brauchen noch weitere Mitglieder, die uns bei unserem Vorhaben unterstützen. Wir rechnen mit ihnen! Schon mit einem Jahresbeitrag von 20 € unterstützen sie uns. Natürlich darf es auch mehr, sehr viel mehr sein.
Möge das Haus der Begegnung einen guten Weg nehmen und abgesehen von seiner Nutzung als Veranstaltungshaus im Sinne seiner geistigen Väter auch künftig zur Begegnungsstätte für viele Menschen aller Altersstufen und Nationalitäten unabhängig religiöser Zugehörigkeit werden.
Dieses Ziel ist es wert, verfolgt zu werden, damit letztendlich nicht alles nur ein schöner Traum bleibt. Ich jedenfalls werde diesen Traum aktiv weiter verfolgen und helfen, ihn zu realisieren.
Mögen uns Jupp Josts weithin sichtbaren Engel mit Posaune und Fackel den richtigen Weg zeigen.
„Glück auf“, Haus der Begegnung!
Paradebeispiel für Demokratie, Zivilcourage und Bürgerengagement
Rede von Stadtverordnetenvorsteher Robert Rohr zur Wiedereröffnung des Hauses der Begegnung am 23. März 2012
Endlich – ist die Sanierung abgeschlossen.
Endlich – können die Bürger dieses Haus in Besitz nehmen.
Ursprünglich sollte das sanierte HdB noch vor der Kommunalwahl im März vergangenen Jahres eröffnet werden. Doch die historischen Zeit-Standards des HdB konnten nicht gehalten werden: In den Jahren 1954/55 war das Haus innerhalb von nur einem Jahr hochgezogen worden.
Viele empfanden die verdoppelte Bauzeit als unangemessen lang – doch im Vergleich zur Vorgeschichte der Entscheidungsprozesse war die Renovierungsphase eigentlich ein Klacks.
Vor über einem viertel Jahrhundert – im Jahr 1984 – begannen die Überlegungen und Gespräche zwischen Stadt Königstein und Kirche, gefolgt von Entscheidungen. Und es waren so einige Entscheidungen, die Magistrat und Stadtparlament im Lauf der Jahre getroffen haben.
Und es ging hin und her, oftmals stand das HdB auf der Kippe. Noch im Jahr 2005 lautete die Schlagzeile einer Lokalzeitung: „Tage des Hauses der Begegnung sind gezählt“.
Obwohl ich schon seit geraumer Zeit kommunalpolitisch aktiv bin, war ich dennoch beim Blättern in meinen Aktenordnern überrascht, wie vielfältig und teilweise gegensätzlich die Beschlüsse im Lauf der Zeit doch waren. Die ganzen Vorgänge aber zu beschreiben und zu analysieren, würde sicherlich für eine Diplom-Arbeit reichen. Deshalb will ich heute nur auf die Highlights der Entscheidungen eingehen.
Das Ringen um das Haus der Begegnung ist auch ein Paradebeispiel für Demokratie, Zivilcourage und Bürgerengagement. In diesem Ringen um das, was für unsere Stadt das Beste ist, haben die kommunalpolitischen Parteien und Gruppierungen gelegentlich ihre Positionen gewechselt. So stimmten jene, die einst das Gelände samt HdB kauften, später gegen die Sanierung und jene, die das HdB nicht kaufen wollten, setzten Jahre später dessen Sanierung durch. Bei vielen dieser Entscheidungen ging es weniger um den Denkmalschutz, sondern eher ums Geld.
Es waren immer wieder einzelne Personen, die sich mit Mut von ihren politischen Fraktionen abgesetzt haben und bei den wichtigsten Entscheidungen nicht mit ihren Leuten gestimmt haben – ohne diese mutigen Kommunalpolitiker stünde das HdB heute nicht mehr, wahrscheinlich würden an dieser Stelle ein paar der Wohn- und Geschäftshäuser stehen, wie sie für unsere Stadt nicht unüblich sind.
Es gab viele Entscheidungen und einige Entscheidungen wurden sogar wieder aufgehoben. An die wichtigsten Entscheidungen will ich erinnern:
Am 28. Februar 1991 wird der Kauf für 2,9 Mio. DM im Stadtparlament beschlossen
– obwohl im Stadtparlament eigentlich eine Ein-Stimmen-Mehrheit gegen den Kauf existierte. An diesem Abend aber war ein Stadtverordneter nicht gekommen, ein anderer verließ die Sitzung vor dem entscheidenden Punkt und einer stimmte einfach nicht mit
– 17 gegen 17 hätte das Ergebnis gelautet, wenn alle Anwesenden so gestimmt hätten, wie ihre Fraktionen argumentiert hatten. 17:17 hätte aber auch bedeutet: Antrag abgelehnt, HdB nicht gekauft.
Doch es kam anders: Dr. Christof Loch und Eva Groth stimmten für den Kauf und so gab es statt eines 17:17 eine 19:15-Mehrheit für den Kauf.
In den folgenden Jahren ging das Hin und Her weiter. Das Haus wurde an eine private Grundstücksentwicklungsgesellschaft verkauft, und es fiel wieder an die Stadt Königstein zurück.
Die Stadt beantragte den Abriss des HdB und sogar die Landesdenkmalbehörde stimmte dem Abriss zu.
Am 6. Mai 2004 wurde der Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst, der für das Gebiet hier Wohn- und Geschäftshäuser vorsah. Die Mehrheit: 18:14.
Und dann geschah etwas Besonderes: Bürger dieser Stadt wollten sich mit der Entscheidung der gewählten Volksvertreter nicht abfinden und sie starteten 2005 ein Bürgerbegehren für die Erhaltung des HdB. Ohne Unterstützung einer politischen Partei.
Die Argumente:
Eine Stadt ohne Stadthalle ist wie eine Wohnung ohne Wohnzimmer
Einen Ort der Kultur erhalten
Ein geschichtsträchtiges Haus erhalten
Eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse qualitätsvoller Architektur der fünfziger Jahre bewahren.
Innerhalb kurzer Zeit unterschrieben 1.465 Königsteiner die Forderung, das HdB zu erhalten. Ohne sie stünde das Haus nicht mehr. Mein Dank gilt ausdrücklich den Initiatoren des Bürgerbegehrens, die sich um den Verein für Denkmalpflege gruppierten.
Angesichts dieser ungewöhnlichen Bürgerresonanz – und unter dem Eindruck der Kommunalwahl und Bürgermeisterwahl im Frühjahr 2006, stimmte das Stadtparlament dann am 22. Juni 2006 dem Anliegen des Bürgerbegehrens formal zu – mit 32 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung.
Damit war das HdB zwar vorerst gerettet, aber noch nicht endgültig, denn der Schutz des Bürgerbegehrens gilt nur für drei Jahre.
Die andere wichtige Entscheidung des Stadtparlaments fand drei Jahre später am 30. Oktober 2008 hier im Haus der Begegnung statt. Rein rechnerisch wäre die Sanierung des HdB mit 19 zu 18 Stimmen abgelehnt worden. Doch ein Stadtverordneter der Mehrheit erschien nicht zur Sitzung und Katja Metz enthielt sich der Stimme. Dadurch kehrte sich die Mehrheit um, mit 18 gegen 17 Stimmen bei einer Enthaltung beschloss das Stadtparlament die Sanierung des HdB – für 5,9 Mio Euro, bei denen es aber bedauerlicherweise nicht geblieben ist.
Am 19. November 2009 erfolgte die Bestätigung der Entscheidung mit Kosten von 5,9 Mio. Euro mit 18 gegen 10 Stimmen bei 8 Enthaltungen (letztere kamen aus den Reihen der Fraktionen, die gegen die HdB-Sanierung waren).
Die Geschichte des HdB ist auch eine Geschichte des Ringens um die richtigen Entscheidungen für Königstein und die Geschichte des Mutes einzelner Stadtverordneter, von der Meinung ihrer Fraktion abzuweichen. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber nicht, obwohl eigentlich der einzelne Stadtverordnete unabhängig und nur dem Wohl der Stadt verpflichtet ist. Seine Meinung zu ändern ist nicht unehrenhaft. Die Entscheidungen um das HdB zeigen auch, dass man im gemeinsamen Ringen um die beste Entscheidung für diese Stadt klüger werden kann.
Aus dem Nähkästchen des Stadtparlaments will ich noch ergänzen, dass es Abstimmungen gibt, da sind manche derjenigen, die mit Nein gestimmt haben froh, dass bei der Abstimmung nicht die eigene, sondern die Ja-Position gewonnen hat. Und ich denke, beim HdB ist dies etlichen Stadtverordneten bei einigen der Abstimmungen so gegangen, egal auf welcher Seite sie standen. Sicher bin ich, dass die Motive für das jeweilige Abstimmungsverhalten ehrenhaft und gut begründet waren.
Zu den Personen, denen für ihren Einsatz für das HdB gedankt werden muss, gehören auch zwei Bürgermeister. Ohne deren Einsatz säßen wir heute nicht im sanierten HdB.
Zum einen Antonius Weber, dessen Energie und Einsatz für den Kauf des Geländes ich erst seit dem neuerlichen Aktenstudium so richtig einschätzen kann. Ohne ihn gäbe es das HdB nicht.
Aber auch ohne den amtierenden Bürgermeister Leo Helm wäre das Haus nicht saniert. Er hat mit Herzblut für die Erhaltung des HdB gekämpft und einen gewaltigen Einsatz gebracht. Ich möchte nicht wissen, wie häufig er nachts interessierte Leute durch das HdB geführt hat. Rund 30 % seiner Nicht-40-Stunden-Woche hat er in der vergangenen Zeit dem HdB gewidmet. Jetzt mit der Eröffnung hat er sich eine Auszeit, eine Erholung, mehr als verdient. Und da ihn sein Weg über Ostern gen Süden zur Besichtigung alter Bausubstanz führen wird, werde ich ihm als Dank der Bürger und Stadtverordneten im Anschluss ein eindrucksvolles Werk über die römischen Städte in Süditalien übergeben.
Noch zwei Anmerkungen zum Schluss:
Mich beeindruckt sehr die Energieeffizienz dieses neuen alten Gebäudes. Während vor Jahren vor einer Veranstaltung im Winter der Saal des HdB vorher drei Tage lang geheizt werden musste, der Brennstoff quasi durchs offene Fenster gejagt wurde, so haben wir heute ein vorbildliches Green Building, das mit seiner Energieeffizienz den städtischen Geldbeutel schont und die Umwelt durch die deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes stark entlastet.
Das Besondere des HdB ist auch die Akustik dieses Saales, deshalb freue ich mich auf das Konzert am 21. April. Gefordert ist der Dirigent Tilmann Köster, der in den vergangenen Jahren etliche Zweifler durch die Hinweise auf die einzigartige Akustik dieses Saals bekehrt hat.
Jene, die einst 1991 den Kauf des HdB ablehnten, fürchteten, wegen der hohen Sanierungskosten werde dann nicht mehr das gewünschte Bürger- und Vereinshaus in zentraler Lage in der Innenstadt gebaut. – Sie sollten recht behalten.
Jene, die später die Sanierung des HdB ablehnten, taten dies wegen der hohen Kosten – auch sie sollten recht behalten.
Ein traditionelles Bürger- und Vereinshaus wird es in den nächsten Jahrzehnten in Königstein nicht geben. Deshalb ist es nun an uns allen, dieses HdB nicht nur als Denkmal oder als Kongresszentrum zu sehen, sondern es auch als Bürgerhaus anzunehmen. Wir alle sind gefordert, das Haus mit Leben zu erfüllen, aber auch, durch politische Entscheidungen die Nutzung dieses Hauses durch möglichst viele Vereine und Bürger zu unterstützen.
Gewinner des „GreenBuilding Award“
Für die großen Energieeinsparungen durch die Sanierung wurde die Stadt Königstein im Taunus mit dem nationalen „GreenBuilding Award“ ausgezeichnet. Gleichsam wurde damit dem Haus der Begegnung der Status „GreenBuilding Partner“ verliehen.In der Kategorie „Sanierte Gebäude“ erreichte das Haus der Begegnung mit seinem Sanierungskonzept den 1. Platz. Damit würdigte die Jury die Bemühungen Königsteins, ein interessantes Zeitdokument aus den 1950er Jahren in hervorragender Lage zu erhalten und durch die energetische Sanierung eine langfristige Nutzung zu sichern. In diesem umfassenden Sanierungskonzept werden alle Gebäudebestandteile wie Fassade, Heizung, Lüftung und Klimatisierung aufeinander abgestimmt und als Gesamtsystem unter denkmalpflegerischen Aspekten betrachtet.